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Montag, 23. September 2013

Wann lohnt sich eine Privatinsolvenz?

Die Privatinsolvenz ist nicht nur ein schwieriger Schritt, sondern auch eine mehrjährige Verpflichtung. Daher stellen sich Menschen mit Schulden berechtigterweise sehr oft die Frage wann sich eine Privatinsolvenz lohnt bzw. wann eine Privatinsolvenz Sinn macht. Natürlich ist der Begriff "lohnen" sehr unpassend gewählt. Dieser Begriff suggeriert, dass eine Privatinsolvenz ein kalkulierbares Unternehmen ist. Jedoch ist es nicht immer so einfach! Allgemein ist jeder Schuldenfall individuell und es gibt keine Richtlinien nach denen man eine Privatinsolvenz machen sollte. Es geht mehr um verschiedene Faktoren, die für diese Entscheidung relevant sein können und ein Hilfestellung bei dieser schwierigen Frage bieten.

1. Dauer der Privatinsolvenz

Die Wohlverhaltensperiode bei einer Privatinsolvenz dauert 6 Jahre. Bis die Privatinsolvenz durch ist, rauben Gerichtstermine und Vergleiche weitere Monate. Wenn die Privatinsolvenz durch ist und man Schuldenfrei ist, dauert es noch 2 Jahre bis die PI nicht mehr in der Schufa zu sehen ist. Alles in allem kann man die Dauer der PI also auf circa 8 Jahre eingrenzen. Will heißen: während dieser Zeit kann man keine Kredite aufnehmen, keine Käufe tätigen und man muss sein pfändbares Einkommen an den Insolvenzverwalter abtreten. Bevor man diesen Schritt wagt, muss man sich als erstes im klaren darüber sein, dass man die nächsten Jahre viele Entbehrungen machen muss und danach die eigene Finanzhistorie neu aufbauen muss. Die Schulden stehen also direkt im Verhältnis zu der Anzahl von Jahren, die eine PI dauert.

2. Der Pfändbare Betrag

Der pfändbare Betrag wird anhand der Pfändungstabelle ermittelt. Diese Tabelle kann man leicht im Internet finden. Die Tabelle liefert einen Überblick darüber wie hoch der pfändbare Betrag beim jeweiligen Nettoeinkommen ist. Dieser Betrag wird Monat für Monat an den Insolvenzverwalter abgeführt. Daher wird auch dieser Betrag dafür verwendet, um zu berechnen, ob sich eine PI "lohnt". In diesem Fall multipliziert man den individuellen pfänbaren Betrag mit 72 ( 72 Monate = 6 Jahre) und wenn das Ergebnis niedriger ist als die Schuldensumme - "lohnt" sich die PI rein rechnerisch.
Bei einem Nettoeinkommen von 1500,-€ und ohne unterhaltsberechtigte Personen beträgt der pfändbare Betrag 318,47€. Das macht in 6 Jahren 22.929,84€.

Es liegt also klar auf der Hand, dass sich in diesem Fall eine PI nicht lohnt, wenn die Schuldensumme 15.000,-€ beträgt. Generell gilt natürlich je höher das Nettoeinkommen, umso höher ist der pfändbare Betrag. Durch die Tabelle kann man sich also vor Augen führen mit welcher Summe man im Falle einer PI die nächsten Jahre auskommen muss und welche Summe an den Insolvenzverwalter geht. Auf die Schuldenseite kommen im Fall einer PI jedoch auch nochmal circa 2000,-€ Gerichtskosten hinzu.

3. Das Vermögen

Das Vermögen ist der persönlichste und ausschlaggebende Punkt in der Frage der Privatinsolvenz. Bevor es an den pfändbaren Betrag des Einkommens geht - wird erstmal das Vermögen veräußert.
Das bedeutet Immobilien, Auto, finanzielles Polster, ein mögliches Erbe, vermögenswirksame Leistungen und vieles andere wird veräußert, um die Gläubiger zu bezahlen. Für den Schuldner bedeutet das oft ein drastischer Lebenswandel in die andere Richtung und viele Einschränkungen. Wer also eine Privatinsolvenz macht, muss sich bewusst machen, was es zu verlieren gibt und ob der Verlust von Vermögenswerten die Privatinsolvenz aufwiegen kann.




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